Exkursion ins Gleimhaus Halberstadt, SoSe 2022
Ein erster Beitrag von Emre Koc in der neuen Reihe "Auf Reisen - Berichte zu Exkursionen am IGLK"
Im Rahmen des Seminars „Anna Louisa Karsch: Werke, Netzwerke, Öffentlichkeiten“ unternahmen wir unter Leitung unserer Dozentin, Frau Dr. Annika Hildebrandt, eine dreitägige Exkursion nach Halberstadt in Sachsen-Anhalt. Das Ziel der Exkursion war die Besichtigung der Bibliothek und Handschriftensammlung des Dichters und Sammlers Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Das Gleimhaus ist eines der ältesten Literaturmuseen Deutschlands und wurde im Jahr 1862 im ehemaligen Wohnhaus Gleims errichtet.
Die Exkursion begann am 17.06.2022 gegen 15 Uhr am Bonner Hauptbahnhof. Von dort aus begaben wir uns mit dem Zug über Zwischenstopps in Köln, Hannover und Goslar nach Halberstadt. Von der Zielstation aus wanderten wir dann schließlich per kurzem Fußmarsch in das „Haus Alt Halberstadt“, ein saniertes Fachwerkhaus, das nun als Ferienunterkunft dient. Am nächsten Morgen begaben wir uns in das Gleimhaus und wurden dort von der Museumsdirektorin Frau Dr. Ute Pott in Empfang genommen. Gegen 10 Uhr frühstückten wir dann gemeinsam im ehemaligen Wohnhaus Gleims und bekamen für den Aufenthalt im Museum eine kurze Unterweisung auf die eine Museumsführung folgte. Das Gleimhaus beherbergt den Nachlass Gleims, welches aus den sogenannten drei „Bs“ besteht: Bilder, Bücher und Briefe. Gleim war vor allem durch seine innige Freundschaft zu vielen zeitgenössischen Schriftsteller*innen bekannt, die in der bis heute bestehenden Porträtgalerie verewigt sind. Darunter zählen Herder, Lessing, Klopstock, Jean Paul und, nicht zuletzt, Anna Louisa Karsch. Im Anschluss an die Museumsführung führte uns Frau Dr. Pott in die Bibliothek Gleims, die mit zahlreichen Büchern aus dem Zeitalter der Aufklärung versehen ist. Nach einer kurzen Pause begaben wir uns erneut in die alten Räumlichkeiten Gleims, um mit handschriftlichen Briefen zwischen Anna Louisa Karsch und Gleim zu arbeiten. Um das Lesen der Handschriften zu erleichtern, bekamen wir ein Arbeitsblatt mit dem Kurrent-Alphabet, das im 18. Jahrhundert die geläufige Schreibschrift war. Wir erlangten verschiedene Einblicke in den Briefwechsel zwischen Gleim und Karsch und versuchten, die Handschriften mittels unseres Seminarwissens einzuordnen.
Nach einem erkenntnisreichen und produktiven Tag verbrachten wir den Abend auf dem alljährlichen Stadtfest, das vor allem mit kulinarischer Diversität und vielen kleineren Feiern in den Gasthöfen und Gastronomiestätten überzeugen konnte. Am letzten Tag unserer Exkursion begaben wir uns ein letztes Mal in das Gleimhaus zu einem gemeinsamen Frühstück und besuchten anschließend den benachbarten Dom St. Stephanus und St. Sixtus. Diese Kirche gilt als einer der wenigen Kathedralen der französischen Gotik. Unser letztes Ziel der Exkursion war das Berend Lehmann Museum für jüdische Geschichte und Kultur, unter Leitung der Moses Mendelssohn Akademie. Das Museum wurde im ehemaligen Mikwenhaus in der Judenstraße errichtet und beherbergt die noch in Teilen erhaltene Mikwe.
Im Dezember 2022 beginnt im Gleimhaus die Schau zu Anna Louisa Karsch „Plötzlich Poetin!? Anna Louisa Karsch – Leben und Werk“. Für diese Ausstellung, die sich mit dem Thema unseres Seminars beschäftigt, planen wir, im privaten Rahmen erneut nach Halberstadt zu reisen.