01.12.2023 + 02.02.2024 - Mini-Workshop-Reihe "Diverse ‚Gegenwarten‘. Konzepte, Theorien, Perspektiven"
Workshop 1: "Gegenwart in der Wissenschaftsgeschichte der Gegenwartsliteraturwissenschaft" (01.01.2023) Workshop 2: "Gegenwart und Gender" (02.02.2024)
Kurzübersicht | |
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Art des Termins |
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Wann |
01.12.2023 von 09:30 bis 14:00 |
Wo | Genscherallee 3, R 2.009 |
Name | Anna-Katharina Stelter |
Kontakt E-Mail-Adresse | [Email protection active, please enable JavaScript.] |
Kontakttelefon | +49 228/ 73-3823 |
Termin übernehmen |
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Termin 1: Gegenwart in der Wissenschaftsgeschichte der Gegenwartsliteraturwissenschaft
Mit Vorträgen von Jan Behrs (New Orleans), Andrea Polaschegg (Bonn) und Johannes Schlegel (Würzburg)
Gegenwartsliteratur ist im Rahmen der Etablierung und Entwicklung der Philologien an Universitäten ein epistemisch intrikater Gegenstand. Er berührt nicht nur generelle Fragen der institutionellen Trägheit und der Begründungslasten von Innovationen, sondern literaturtheoretische und methodische Reflexionen. Diese betreffen etwa das Verhältnis von Literaturwissenschaft und Literaturkritik, von Literaturgeschichte und Textanalyse, vom zeitlichen Abstandsgebot und Theorien des Verstehens (von Schleiermacher bis zur Dekonstruktion).
Sarah Chihaya, Joshua Kotin und Kinohi Nishikawa formulieren das jüngst wie folgt: “The contemporary refuses periodization — today’s contemporary will not be tomorrow’s. The contemporary refuses a canon — an agreed-upon set of objects to ground discussion and debate. The contemporary defies expertise — we can’t accumulate knowledge about ever-changing objects. The contemporary resists perspective — we can’t reliably distinguish fads from innovations. And most daunting: the contemporary is us — and we rarely know ourselves despite our obsessive self-regard.” (Sarah Chihaya, Joshua Kotin, and Kinohi Nishikawa: “Introduction: How to BeNow”, in: Post 45: Peer Reviewed, July 15, 2019. https://post45.org/sections/issue/issue-2-how-to-be-now/)
Gegenwartsliteratur als wissenschaftlicher Gegenstand berührt auch politische Fragen sowie die Geschichte der Konzeptualisierung von ‚Nationalliteratur‘, vor allem aber die Geschichte der Reflexivität von ‚Moderne‘ bzw. ‚Zeitgenossenschaft‘. Gegenstand des Workshops ist – vor diesem Hintergrund – die vergleichende Perspektive auf die Geschichte der universitären Gegenwartsliteraturforschung in Deutschland, Österreich, USA und England.
Termin 2: Gegenwart und Gender
Mit Vorträgen von Stephanie Marx (Wien), Kerstin Stüssel (Bonn) und Andrea Günter (Freiburg)
Die historische Emergenz der ‚Gegenwart‘, wie wir sie seit Ende des 18. Jahrhunderts beobachten und die seitdem unsere Sprachspiele der Relationierung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft prägt, vollzieht sich ungefähr gleichzeitig mit einer verstärkten Festschreibung (und Biologisierung) der Geschlechterdifferenz (etwa bei Rousseau, Kant oder Kleist). Vor diesem Hintergrund wollen wir fragen, inwiefern Gegenwartskonzepte historisch und/oder aktuell mit Genderfragen verknüpft sind. Das betrifft die Diskurse um Arbeitsteilung und Zeitordnung im Rahmen einer auf Fortschritt programmierten Gesellschaft, es betrifft die Organisation und Diskussion genealogischer Zukünfte, es betrifft Momente der biologischen und gesellschaftlichen Reproduktion und es betrifft Konzepte der Erinnerungspolitik und der Politik literarisch-künstlerischer Positionierung. Anders: Haben Zeitkonzeptionen und Gegenwartskonzepte einen Genderindex und -bias und umgekehrt: Haben Genderstereotype bzw. Genderzuschreibungen einen Zeitindex? Es geht also nicht darum, wie Gender in unserer Gegenwart diskutiert wird, sondern um die Frage, ob ‚Gegenwart‘ und Konzepte der ‚Gegenwart‘ Effekte auf das Denken von Geschlecht und Geschlechterdifferenz haben und ob historische Genderdiskurse Einfluss auf das Denken von Gegenwart genommen haben.