Peripetie und Peripatetik
Eine musik- und literaturwissenschafliche Tagung, 10.-11. Juli 2014 im Senatssaal der Universität Bonn
Nachdem in den Geistes- und Kulturwissenschaften zuletzt viele Grundsatzdebatten über Möglichkeiten und Probleme raumtheoretisch fundierter Ansätze geführt worden sind, wird diese Tagung eine spezifischere Fragestellung in den Blick nehmen. Den Ausgangspunkt dafür bildet die Annahme, dass es das Moment der Bewegung ist, das einen Schlüssel zur Ausdifferenzierung raumbezogener Perspektiven bietet: Bewegung provoziert Umschläge zwischen verschiedenen Qualitäten des Raumes, dynamisiert bei entsprechender Berücksichtigung die vielen Raumtheorien scheinbar eingeschriebenen strikten Dichotomien (bei Marc Augé z. B. die Differenz von ‚Ort‘ und ‚Nicht-Ort‘) und bildet gegenüber machtförmiger Raumproduktion ein widerständiges Prinzip. Einen zusätzlichen Hintergrund unserer Tagung stellt die von dem Anthropologen Tim Ingold entwickelte Linien-Theorie mit ihrer Parallelisierung von ‚wayfaring‘ und ‚storytelling‘ dar, von nomadischen Lebensweisen und ungerichteten, nicht einem prä-existenten Plot folgenden Praktiken des Erzählens. Die Beiträge der Tagung erproben, welchen Gewinn eine solche Verknüpfung von Räumlichkeit, Bewegung und Textualität für die Literatur- und Musikwissenschaft verspricht und geben zugleich einen Einblick in die aktuell von Nachwuchswissenschaftlern-Innen der beiden Fächer verfolgten Fragestellungen. Zwei Keynote-Vorträge diskutieren übergreifend die Reichweite der Konzepte ‚Linie‘ und ‚Raum‘ und ermöglichen damit die Rückbindung der Einzelthemen an allgemeinere Diskurse.