Workshop "Welt und/oder Erde", 31.05.–01.06.2013
Ausgangspunkt für den Workshop ist die Beobachtung, dass die Termini ‚Welt’ und ‚Erde’ (‚world’/’earth’, ‚monde’/’terre’) häufig synonym gebraucht werden, obwohl sie auf unterschiedlich dimensionierte Gegenstandsbereiche verweisen. Oft begegnet dort der Begriff ‚Welt’, wo ‚eigentlich’ von der ‚Erde’ die Rede sein sollte, da nicht der Kosmos als umfassendes Ganzes, sondern lediglich unser Planet gemeint ist. Durch diese Metonymie wird für die Entität ‚Erde’ und ihre menschlichen Bewohner eine universale Geltung erschlichen. Die metonymische Vertauschung von ‚Welt’ und ‚Erde’ ist gerade in globalisierungstheoretischen Texten weit verbreitet. Sie ist eine Figur der Totalisierung, die das ‚Außen’ oder ‚Andere’ der Erde undenkbar erscheinen lässt. Zudem lassen auch die oszillierenden Verwendungsformen der verwandten Begriffe ‚Globalisierung’ und ‚Mundialisierung’ tiefer liegende konzeptuelle Unsicherheiten bzw. Ambivalenzen erkennen, die auf ihre je spezifischen wissens- und kulturhistorischen Prämissen und Implikationen zu befragen sind.
Ziel unseres Workshops ist es, die Semantik von ‚Welt’ und ‚Erde’ genauer in den Blick zu nehmen und den Verwendungsweisen der genannten Trope nachzuspüren. Welche Funktionen erfüllt sie in unterschiedlichen historischen und diskursiven Kontexten? Wo und mit welcher Absicht wird die Differenz zwischen Welt und Erde systematisch (oder auch unbewusst) verschleiert, wo und zu welchem Zweck wird im Gegenteil darauf reflektiert? Um diesen Fragen nachzugehen, wollen wir diesmal kein akademisches Vortragsprogramm aufstellen, sondern gemeinsam theoretische Texte lesen und darüber diskutieren.
PROGRAMM
Freitag, 31.05.2013
14.00 Uhr Christian Moser/Kirsten Kramer: Begrüßung
14.15 Uhr Robert Stockhammer: Georg Friedrich Wilhelm Hegel, Philosophie der Geschichte
15.15 Uhr Roger Lüdeke: Martin Heidegger, Der Ursprung des Kunstwerks (1935/36)
16.15 Uhr Kaffeepause
16.45 Uhr Kirsten Kramer: Jean-Luc Nancy, La création du monde ou la mondialisation (2002)
17.45 Uhr Christian Moser: Hannah Arendt, The Human Condition (1958)
18.45 Uhr Kaffeepause
19.00 Uhr Corinna Sigmund: Inger Christensen, alfabet (1981)
ab 20.00 Uhr Gemeinsames Abendessen
Samstag, 01.06.2013, 9-16 Uhr
9.00 Uhr Viktor Ferretti: Boemus-Thamara-Nexus, Libro de las costumbres de todas las gentes del mundo, y de las Indias (1556)
10.00 Uhr Jörg Dünne/Julien Knebusch: Arjun Appadurai, Modernity at Large (2005)
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Hermann Doetsch: Gilles Deleuze, Géophilosophie (Qu’est-ce que la philosophie?) (1991)
12.30 Uhr Gemeinsames Mittagessen
13.30 Uhr Sabine Friedrich: Ursula K. Heise, Sense of Place and Sense of Planet (2008)
14.30 Uhr Dana Bönisch: Irit Rogoff, Terra infirma
15.30 Uhr Abschlussdiskussion (ca. 30 Minuten)